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1995


Schloss Bleckede, "N.E.W.S."

Während eines Stipendiumsaufenthaltes im Schloss Bleckede, Landkreis Lüneburg, begann solitaire factory im Jahre 1994 mit den Vorbereitungen zur Siebdruck-Serie „N.E.W.S.“, deren Realisierung die nächsten zwei Jahre bestimmen sollte und zum aufwändigsten und umfangreichsten Projekt der Künstlergruppe wurde.
Die Idee dazu war unter anderem auch der Tatsache geschuldet, dass solitaire factory aufgrund ihres meist aktionistischen Ansatzes keine nennenswerte Produktion von verkäuflichen Kunstwerken anstrebte, was in finanzieller Hinsicht natürlich auf Dauer nicht unproblematisch war. Da das Stipendium mit einer Präsenzpflicht verbunden war, bot es sich an, den Aufenthalt im Schloss Bleckede für die Arbeit an einer größeren Werkgruppe zu nutzen. Natürlich sollte auch dieses Projekt mit den Intentionen der Gruppe korrespondieren. Insbesondere der unmittelbare Zeitbezug und der medienkritische Blick auf die (gedruckten) Alltags-Leitmedien zweier Weltmetropolen führten zu der Entscheidung, die zu dieser Zeit meistverkauften Tageszeitungen von New York und Moskau eines ganzen Jahres zu einer künstlerischen Arbeit zu vereinen.

Das Projekt sollte streng konzeptuell werden, war aber auch eine Reminiszenz an die frühe Pop Art. Andy Warhols Bild „129 Die in Jet!“ von 1962, einer (gemalten) Titelseite des New Yorker „Daily Mirror“ kann durchaus als Inspirition für das „N.E.W.S.“-Projekt angesehen werden. Die Arbeit sollte jedoch über die reine Abbildung hinaus gehen. Statt dessen erschien die Möglichkeit interessant, zwei sehr unterschiedliche Kulturräume, die sich politisch noch fünf Jahre zuvor misstrauisch und aggressiv gegenüber standen und die Führungsrollen ihn zwei verfeindeten Machtblöcken und Militärbündnissen einnahmen, hinsichtlich ihrer urbanen Alltagsnachrichten zu erforschen und Vergleiche zu ermöglichen.
Mitte der 90er Jahre spielte das Internet noch keine Rolle, für die täglichen regionalen und globalen Nachrichten war, neben Fernsehen und Radio, immer noch die lokale Taegeszeitung zuständig. Insofern war ein Vergleich der wichtigsten Printmedien der zwei Großstädte ein naheliegender Gedanke. Die Auswahl der „Daily News“ und der „Moskowskij Komsomoljez“ erfolgte dabei nicht hinsichtlich ihres internationalen Renommées, sondern ausschließlich aufgrund der Verkaufszahlen der Blätter im freien Verkauf.
Die Originalzeitungen bezog solitaire factory anfangs über die Goethe Institute in New York und Moskau. Nachdem die Belieferung aus Russland nicht regelmäßig funktionierte, wurde diese Aufgabe durch eine Freundin übernommen, die gerade in Moskau für eine deutsche Firma arbeitete.

Jedes der 365 Bilder sollte aus zwei Leinwänden auf Keilrahmen bestehen, welche nebeneinander mit einem schwarzen Aluminiumrahmen miteinander verbunden werden. Die Farben der Leinwände wechselten monatlich. Zu den Siebdrucken wurde jedem Einzelbild zusätzlich ein gemaltes international gebräuchliches Piktogramm hinzugefügt.
Der Produktionsprozess war sehr aufwändig und zeitintensiv. Zunächst mussten die Original-Titelblätter kopiert und größenmäßig angepasst auf Transparentpapier ausgedruckt werden. Die Blätter wurden anschließend montiert und dienten als Vorlage für die Belichtung der Siebe. Der gesamte Druckprozess war Handarbeit, vom Bau der Siebdruckrahmen und der Belichtungsanlage über das Trocknen der aufs Sieb aufgetragenen Emulsion durch zwei Haarföne (liegend unter dem Sieb und natürlich in Dunkelheit) bis hin zum Drucken selbst und dem anschließenden sofortigen Reinigen der Siebe. Jedes Motiv wurde nur ein einziges Mal gedruckt; jedes Bild ist ein Unikat. Um Kosten zu sparen, war Eigenbau und Handarbeit eine Notwendigkeit, zumal die Siebe recht groß und in ihrer Handhabung relativ umständlich waren.
Aus heutiger Sicht mutete die gesamte Produktion äußerst archaisch an. 
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Delitzsch, "Durchblick",
architekturbezogene Installation
mit Katrin Regelski und Andreas Hanske

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KAOS Galerie, Köln
"Essen und trinken"
Beteiligung